Was und Wer?
Datum/Zeit
Date(s) - Freitag, 23. September 2022
19:00 Uhr bis 21:30 Uhr
Veranstaltungsort
Alte Kirche
Kategorien
Die Kanareninsel La Palma wird auch häufig La Isla Bonita (die schöne Insel) genannt, und ich konnte mich während meiner Tätigkeit in der 10-er Jahren durchaus davon überzeugen, dass dieser Titel nicht unverdient ist. Landschaftlich, klimatisch aber auch kulturell hat mich die Insel vom ersten Moment an fasziniert.
Obwohl die Voraussetzungen, dort eine Brauerei aufzubauen bzw umzustrukturieren nicht ideal waren, haben mich die Menschen und ihre Mentalität darin bestärkt, das Werk fortzuführen. Dieser unbedingte Wille etwas eigenes, ein heimisches Bier zu haben, wurde von einer bedingungslosen Solidarität getragen und hat letztendlich zum Erfolg geführt: https://www.youtube.com/watch?v=s5_zRukL6Ic
Besondere Unterstützung haben wir immer von der örtlichen Künstlerschaft erfahren, die uns gerade in den Anfängen mit Gastauftritten sowohl im Biergarten der Brauerei, als auch im Sudhaus unterstützt haben… bei bescheidenen Gagen! Die Mikro-Brauerei (500l Ausschlagmenge) stand im Showroom eines ehemaligen Autohauses mit jeder Menge Platz, bodentiefer, faltbarer Fensterfront am Rande eines kleinen Industriegebietes. Mein erster Gedanke war: Fenster auf, Mucke machen und Bier verkaufen, direkt vom Lagertank! Genial, ne!? Lokale Musiker haben uns da wirklich rückhaltlos unterstützt, sowohl vor Ort, als auch auf Festivals und Gastauftritten in Kneipen und auf Festen, indem sie beim Catering darauf bestanden ausschließlich „unser“ Bier zu akzeptieren. Gelebte Solidarität sozusagen. Das Bier unseres jungen, fränkischen Braumeisters war allerdings auch saugut, für mich die Grundvoraussetzung, meinen Fuß überhaupt auf diese Insel zu setzen.
Zu den Musikern der ersten Stunde gehörte auch ein begnadeter Guitarrist und Flamensosänger, Pedro Sanz. Im Jahr 2017 bin ich dann letzmalig nach La Palma zurückgekehrt, konnte mich von der positiven Entwicklung der Brauerei, der Biere und der handelnden Personen überzeugen. „Mission accomplished!“ Haken dran!
Am 19.September 2021 um 15:12 Uhr zeigte dann die „Isla Bonita“ ihre Fratze: Vulkanausbruch! Nun ist ein Vulkanausbruch auf den Kanaren nichts Ungewöhnliches, schließlich sind alle Inseln vulkanischen Ursprungs, und ich hatte selbst während meiner „kanarischen Epoche“ im Jahre 2011 einen größeren Ausbruch auf der Nachbarinsel „El Hierro“ miterlebt. Hier handelte es sich allerdings um eine Art „Seebeben“, und das Schauspiel ereignete sich überwiegend neben der Insel, also auf See. Der Ausbruch auf La Palma war da von einer anderen Qualität und hielt den gesamten Westteil der Insel bis kurz vor Weihnachten in Atem. Anhaltende, tägliche Beben und Unmengen an Lava ergossen sich über alles was im Wege stand: Berge und Hügel, Wiesen und Wälder sowie die für La Palma so typischen Bananenplantagen wurden ebenso eine Beute der Lava wie tausende Wohnhäuser von Einheimischen und Touristen. Es verging kein Tag, ohne dass nicht wieder „Horrornews“ in Tagesschau und Heute kolportiert wurden. Ein Wunder, dass keine Menschenleben zu beklagen waren, dank eines guten Frühwarnsystems einerseits und des unermüdlichen Einsatzes der Hilfskräfte andererseits. Ich habe so manches Mal mit den Tränen gekämpft, z.B. als ich Helikopter Fotos meines ehemaligen Apartments in „Los Campitos“ gesehen habe, das nun auch unter einer 4m dicken Lavaschicht, vermutlich auf immerdar begraben liegt. Kurzfristig glaubten viele an ein Wunder, als nämlich die Lavazunge vor der Pfarrkirche von Todoque zum Halten kam. Spontan wurden Kerzen gestiftet und man dankte dem Schutzpatron San Miguel dafür, dass es die Kirche verschont hatte. Zwei Tage später, am 26.9. war auch die Kirche von Todoque eine Beute des Vulkans geworden. Bis heute sind weite Teile der Insel evakuiert, weil die Straßen und Zuwegungen nicht mehr existieren und die Temperatur der Lava immer noch weit über 100°C liegt.
Gottlob sind die Palmeros zäh und mit einem erstaunlichen Optimismus ausgestattet und haben, da wo es bereits möglich ist, mit dem Wiederaufbau begonnen oder machen sich sich anderweitig nützlich, wie z.B. Pedro Sanz! Er hatte Glück im Unglück: der Lavastrom lief 50 m an seinem Häuschen vorbei und ins Meer. Allerdings bilden sich beim Kontakt der Lava mit Salzwasser CO² haltige, hochgiftige Dämpfe, die eine Heimkehr z.Zt. nicht möglich erscheinen lassen. Pedro, ein Mann der Tat, hat sich die Guitarre (und seine Lebensgefährtin Iosune) geschnappt und ist auf Tournée gegangen, die ihn am 2.August nach Dortmund führte, wo Freunde von ihm ein Konzert in der Patroklikirche in Kirchhörde organisiert hatten. Ich war dabei und fand die Idee so gut, dass wir spontan überlegt haben, ob so etwas auch in Bochum möglich sei. Glücklicherweise fand sich noch ein freier Tag im eng getakteten Tournéeplan (zwischen zwei Auftritten in Düsseldorf) und eine historische Kirche fand sich auch sehr bald! Frank Dressler, der Pfarrer und selbst begeisterter Guitarrist, stellte spontan die „Alte Kirche“ am Alter Markt 5 in Wattenscheid zur Verfügung, die sich nun auf ein besonderes Konzert freuen darf. „Flamenco entre Amigos“, also Flamenco unter Freunden ist der Titel der Konzertreihe, in der Pedro nicht nur an sich denkt, sondern auch an die palmerischen Künstler, die es noch härter getroffen hat und die jetzt im Sinne des Wortes „alle Hände voll zu tun haben“ um ihre Insel wieder zu dem zu machen was sie immer war und auch zukünftig sein wird:
La Isla Bonita!
Das Konzert mit Pedro Sanz,Iosune Lizarte und Ursa Voigt beginnt um 19:00 Uhr,Einlass (und Bar) ab 18:00 Uhr Alte Kirche – Alter Markt 5 – 44866 Bochum – Der Eintritt ist frei, Spenden aber ausdrücklich erwünscht!
Da die Bestuhlung im Kirchenraum an den Bedarf angepasst werden kann, wäre es ratsam, sich hier anzumelden, um zu verhindern dass 5 Minuten vor Konzertbeginn noch Stühle geschleppt werden müssen! Kommet zuhauf!
Buchungen
Buchungen sind für diese Veranstaltung nicht mehr möglich.
Wann und Wo?
Freitag, 23. September 202219:00 Uhr bis 21:30 Uhr
Alte Kirche
Alter Markt 5
44866 Bochum-Wattenscheid